In vielen indigenen Kulturen wirken Schamanen als Heiler und Mittler zwischen der unsichtbaren Welt der Ahnen, Götter und Geister und der Gemeinschaft der Menschen. Sie werden von Verbündeten in der anderen Welt unterstützt, verlorene Seelenanteile zurückzubringen, oder inkorporieren diese Verbündeten, um Krankheiten zu heilen und der Gemeinschaft Ratschläge und Hinweise zu geben. Diese Verbündeten sprechen nicht unbedingt unsere Sprache, sie haben eine andere Art sich auszudrücken. Der Schamane ist ihr Übersetzer.

Krankheit als Initiation

Die Berufungsgeschichten von Schamanen der ganzen Welt enthalten immer wieder dieselben Elemente und Muster: Häufig erleidet der zukünftige Schamane eine schwere Krankheit, durch welche “die andere Welt“ versucht, mit ihm in Kontakt zu treten. Er unternimmt sehr viel, um von der Krankheit geheilt zu werden und ignoriert diesen Ruf. Nach langem Ringen, wenn alle Heilungsversuche ergebnislos waren, fügt er sich und beginnt, meist unter der Anleitung eines erfahrenen Lehrers, die Ausbildung zum Schamanen. So wird er zum Heiler, der sich selbst geheilt hat.

Das Bild der Heilung, wie es durch den Schamanen verkörpert wird, zeigt uns Krankheit als Ausdruck eines tiefgreifenden Wandlungsimpulses.

 

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Audio: Auszug aus einer Heilzeremonie der Gnawa von Marrakech,  Marokko